Die größte sportliche Inspiration meines Lebens erlebte ich im Jahr 1984. Davor hatte ich bereits einige Jahre auf der Uni Taekwondo trainiert und hielt mich für einigermaßen talentiert. Nach einem intensiven Vorbereitungsjahr hielten wir uns auch körperlich reif für einen Trainingsaufenthalt in Korea. Im Mutterland des Taekwondo-Sports tauchten wir in eine völlig neue Welt ein, alles war anders, die Sprache, das Aussehen der Menschen die Verhaltensweisen, die Essgewohnheiten und die Trainingsmethoden.
Bereits am ersten Tag wurden wir Großmeister Lee vorgestellt und lernten dabei ein einzigartiges Begrüßungszeremoniell kennen. Obwohl wir uns sprachlich nicht verständigen konnten, fühlten wir uns sofort willkommen, erlebten ein Höchstmaß an Gastfreundschaft und Verständnis.
In jedem Training wurden die Intensitäten auf uns angepasst, jeder wurde bis an sein (vermeintliches) Limit gefordert, aber nie überfordert. Von unseren koreanischen Trainingspartnern forderte er Respekt, Fairness, Disziplin und Höflichkeit ein.
Wann immer Grandmaster Lee die Halle betrat, spürte man das. Er erschien einfach, beobachtete sehr genau, erkannte technische Fähigkeiten blitzartig und passte die gesamte Trainingsabfolge darauf an. Mit einem Höchstmaß an Einfühlungsvermögen!
Ich genoss jede Begegnung mit ihm in vollen Zügen. Seine Ausstrahlung war einfach überwältigend, seine knappen Gesten aussagekräftiger als tausend Worte. Die Meditationen mit ihm sind nicht in Worte zu fassen – sie sind einfach inspirierend!