Die Pandemie der Psyche – Mehr Angst als gedacht
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eye square analysierte, wie es um die Ängste der Deutschen in Bezug auf Corona bestellt ist und führte vom 30. März bis 2. April 2020 eine implizite Online Panel Studie mit 300 Teilnehmern in Deutschland durch. Erhoben wurden die Daten durch eine Kombination aus impliziter Messung (Reaktionszeitmessung mit 33 Attributen) und expliziten Fragen. Es wurde die gleiche Methodik wie bei der ersten Corona Studie eingesetzt, weshalb beide unmittelbar vergleichbar sind.
Corona erzeugt deutlich mehr Angst und Bedrohung als noch vor 4 Wochen
Die vorliegenden Daten zeigen, dass sich die Menschen in Deutschland deutlich mehr Sorgen rund um das Thema Corona machen, als vor wenigen Wochen. So stiegen die Assoziationen mit Angst und Unsicherheit um ca. 30% (56 vs. 72), mit „Tod“ sogar um 40% (52 vs. 73). Wir sind überrascht, wie stark das Phänomen Corona inzwischen in der Psyche der Menschen angekommen ist.
Plötzlich alles andere als “übertrieben”
In der ersten Welle der Corona Studie in Deutschland zeichnete sich ein Verdrängungsmechanismus ab – mehr Menschen stimmten explizit als Lippenbekenntnis der Assoziation “übertrieben” zu, als im impliziten Bauchgefühl. Dieser Unterschied ist mittlerweile verschwunden. Die Assoziation “übertrieben” fällt insgesamt auf den drittletzten Platz zurück. Diese Datenlage zeigt deutlich, dass man sich mittlerweile sicher ist – explizit und implizit – dass die Bedrohung durch Corona nicht übertrieben ist.
Vergleich: Empfinden gegenüber Corona in zwei Studienwellen
Implizites Paradigma: Im Folgenden sehen Sie verschiedene Eigenschaftswörter. Bitte entscheiden Sie sich möglichst schnell, ob die Eigenschaft zum Corona Virus passt oder nicht. N (300)
Corona – ein mediales und mentales Virus
Die höchsten Werte haben Assoziationen von Corona mit „Krise“ (81% implizite Zustimmung), „Risiko“ (80%) und „global“ (80%). Auch die Worte „China”, „Italien” und „USA” rufen starke Assoziationen hervor. Da dramatische Erfahrungen, Bilder und Zahlen aus Deutschland fehlen, jene aus USA und Italien in den Medien jedoch sehr präsent sind, kann man davon ausgehen, dass die Wirkungen medial vermittelt und im wesentlichen mentaler Art sind. Corona stellt also ein mediales Virus dar. Ansonsten wäre die „globale” Wirkung weit geringer.
Hierbei bedroht das mentale Virus die Älteren eher. Sie reagieren stärker auf die Krise als Jüngere: So sind insb. die Assoziationen Risiko (82 vs. 77), Lebensgefährlich (78 vs 71), Global (83. vs 76) und Schicksal (52 vs.65) stärker bei Älteren (40-69) als bei Jüngeren (16-39).
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